Bin mir aufgrund der Aussagen echt nicht sicher, ob die Person wirklich richtig viel Ahnung hat, oder sich einfach nur für einen Übermenschen hält, weil er ein paar Artikel im Internet gelesen hat. Kann man so echt schwer einschätzen und ich kenne die Person ja nicht, wer auch immer der "doc" ist.
Dass der Schmelzpunkt nichts mit der Verarbeitungstemperatur zu tun hätte ist ja mal ziemlicher Blödsinn. Ich kann bleifreies Zinn mit einem Schmelzpunkt von gut 220 °C nicht bei 200 °C verarbeiten, bleihaltiges Zinn aber schon. Keine Ahnung ... so blöd kann man eigentlich kaum sein, da hat er sich vermutlich nur unglücklich ausgedrückt. Aber solche Aussagen lassen mich echt zweifeln. In dem von ihm selbst verlinkten Artikel wird sogar auf die Schmelztemperatur hingewiesen und dass eine geringere Schmelztemperatur ein Vorteil sei. Später auf Seite 2 wird außerdem die Temperaturdifferenz von 36 °C bzw. 23 °C hervorgehoben, scheint also so unwichtig nicht zu sein.
Elektronikpraxis hat übrigens hin und wieder ganz interessante Artikel, ist aber im Kern nichts weiter als eine Werbeseite, auf der Werbung für Unternehmen, deren Technologien und deren Produkte veröffentlicht werden, getarnt als wissenschaftlich anspruchsvoller Artikel. Sieht man hier ganz schön an dem Satz "Felder Löttechnik hat frühzeitig die Vorteile [...] erkannt und die Entwicklungen forciert.". Der Artikel ist sogar von einem Felder-Mitarbeiter geschrieben. Das steht da immerhin ganz offen drin, aber das muss man dabei trotzdem immer im Hinterkopf behalten.
Von glänzenden Lötstellen hab ich da übrigens nichts gelesen.
Die angegebenen Löttemperaturen bei Bürklin sind außerhalb der Industrie auch völlig unrealistisch. Du wirst kein Lötzinn bei unter 10 °C über dem Schmelzpunkt per Hand verarbeiten, zumindest nicht flächendeckend. Das klappt höchstens an ausgewählten Lötstellen und/oder unter besonderem Aufwand, heißt du musst vorheizen. Das schießt meistens doch den Vogel ab.