Bevorzugt Ihr es lieber geduzt oder gesiezt zu werden?

Begonnen von Anakin94, 02. März 2022, 18:14:32

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Anakin94

Ich persönlich finde das "Du" und mit dem Vornamen angesprochen zu werden deutlich angenehmer, auch von fremden Menschen.
Wenn man mich siezt und mit dem Nachnamen anspricht, hasse ich das sogar.
Das gibt mir ein Gefühl von Ausgrenzung und Ablehnung.
Dazu verstehe ich es nicht, warum das Siezen als höflich und respektvoll angesehen wird.
Das bekommt man nur mitgeteilt und man muss das so im Leben akzeptieren.
Anders herum, wenn ich diese Form hasse und trotzdem so angesprochen werde, könnte ich mir das Recht nehmen und denjenigen einfach duzen.
Da weiß er dann, wie respektlos das ist.
Aus meiner Sicht sollte man gefragt werden wie man angesprochen werden möchte.
Und warum siezt man Kinder nicht?
Wenn man eine Begründung mit dem Alter und Verstand bekommt, ist das unlogisch.
Das hat absolut nichts damit zutun.
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walkabout

Naja, kommt etwas auf die Situation an.
Das vertraute ,,Du" sehe ich bei Freunden, Bekannten und im persönlichen Dunstkreis. Wobei ich das nicht scharf abgrenze und auch da nie darauf bestehen würde.
Anders sieht es dann im geschäftlichen Umfeld aus. Da ist dann eine gewisse Distanz schon mal nicht verkehrt. Wenn man sich besser kennt und im vertrauten Umfeld ist, spricht ja nix gegen einen vertrauten Umgang. In Meetings kann es dann aber trotzdem auch mal notwendig sein, das man sich ,,sietzt"
Sind halt manchmal gewisse Spielregeln, an die man sich halten muss.
Ich glaube, wenn man beim Vorstellungsgespräch den Gegenüber ,,dutzt" könnte das manchmal nicht gut kommen.
Das ganze hat auch etwas mit Respekt dem Gegenüber zu tun.

Ob das ganze einen Zopf hat, ich weiß nicht. Ist meine persönliche Meinung

Takeshi

Da treffen gleich zwei schwierige Dinge aufeinander, nämlich gesellschaftliche Umgangsformen und Konventionen, sowie Sprache. Das sind beides Dinge, die einfach gelebt werden, ohne dass darüber gesprochen wird, warum etwas so ist. Es ist daher schwierig das zu erklären. Zwischenmenschliches ist nicht ganz leicht, wenn man es sachlich ergründen möchte. Wenn man den Wandel in der Geschichte betrachtet und auch, wie es in anderen Sprachen ist, wird es etwas leichter klar, finde ich. Das gleitet jetzt ein wenig ab.

Besonders deutlich wurde das für mich, als ich erfuhr, wie es im Japanischen läuft. Wie du mit einer Person sprichst, hängt nicht nur vom Stand der anderen Person ab, sondern auch von deinem. Genaue Beispiele kann ich dir nicht mehr liefern, das habe ich schon wieder vergessen, aber wir wollen ohnehin nicht Japanisch lernen. Da gibt es hierarchische Abstufungen, wie zwischen Angestelltem und Chef. Du redest anders mit deinem Chef als mit einer fremden Person auf der Straße (bei uns gleich) und umgekehrt ebenfalls. Schüler sprechen andere Schüler in einer höheren Stufe anders an als Schüler in der gleichen Stufe. Und für Lehrer gibt es wieder andere Formen. Jungen reden anders als Mädchen. Es gibt auch nicht nur "normal" und "höflich", es gibt viele Abstufungen der Höflichkeit!
Es fällt auf, bei allem kommt es auf die Rolle in der Gesellschaft an, einmal deine eigene und einmal die des Angesprochenen. Die Menschen verändern ihre Sprache nicht, weil sie sonst keiner verstehen würde, sondern um zu signalisieren, dass man den Stand akzeptiert und achtet. Es ist daher, wie walkabout schon sagte, eine Form von Respekt.
In Deutschland war es auch mal üblich, dass die Kinder ihre Eltern gesiezt haben. Aber da hatten Kinder auch noch Respekt vor den Eltern.

Man könnte natürlich entgegnen, dass man die gesellschaftliche Position der anderen Person auch so achte, selbst wenn man "du" benutzt. Es tut keinem weh und man könnte es noch einmal extra ansprechen. Aber so ticken Menschen einfach nicht. Besser ist es das gar nicht erst auszusprechen ("hey Brudi, ich weiß, dass du hier der Chef bist und das respektiere ich voll, auch wenn ich dich mit 'du' anspreche"), sondern es immer zu implizieren, indem man "Sie" verwendet. Das hat auch den "Vorteil", dass du nebenbei immer wieder bestätigst den Respekt zu haben. So einen Satz "jo Brudi, passt schon" ist schnell mal gesagt, das sagt man einmal und nach einer Stunde Gespräch ist das vielleicht wieder vergessen. Nicht, wenn du beim "Sie" bleibst. Im Japanischen kommt noch hinzu, dass die Sprache mit steigender Höflichkeit umfangreicher wird. Durch Verwendung der sehr höflichen Form zeigst du, dass es dir dein Gegenüber Wert ist so viel Mühe in die Aussprache deines Anliegens zu stecken.

Aus Respekt achten wir nicht nur auf unsere Sprache, sondern wir sind vernünftig gekleidet, wir stinken nicht, wir verhalten uns ruhig. Das sind alles Dinge, die brächten ebenfalls niemanden um, würde man sich anders verhalten, aber wir tun es trotzdem.

Im Deutschen signalisiert das "Sie" für mich auch eine gewisse Distanz. Zwei Personen, die sich siezen, berühren sich nicht einfach so, außer vielleicht für einen Handschlag. Jemandem auf die Schulter klopfen oder in den Arm nehmen, das macht man nur mit Personen, die man auch mit duzt. Gleiches gilt für Herumalbern oder Sprechen über gewisse Themen. Wenn du eine Person siezt, ist für diese sofort klar, dass du immer eine gewisse Distanz wahrst. Vieles ist auch ohne ein "du" oder "sie" häufig klar, aber unsere Kommunikation hat schon immer viel Redundanz. Fällt ein Teil der Information weg oder ist, aus welchen Gründen auch immer, uneindeutig, stehen viele andere Informationen zur Verfügung, durch die du das Gesamtbild zusammengebaut bekommst. Und so ist das auch mit dem "du" und "sie".

Letztendlich sind das alles Konventionen, das heißt "wir" haben uns irgendwann einmal darauf geeinigt, dass "wir" das so machen. Durch das Beachten der Konventionen signalisierst du ebenfalls, dass du zur Gruppe dazugehörst, also ein Teil von "wir" bist. Durch unsere gleichen Verhaltensweisen ist vorhersehbarer, wie sich dein Umfeld verhält und das gibt Sicherheit. Um so mehr Punkte, in denen du dich wie erwartet verhältst, desto wahrscheinlicher ist es, dass du dich auch in anderen Punkten wie erwartet verhalten wirst. Damit stellst du nüchtern betrachtet eine geringere Gefahr dar, wenn du dich an die Regeln hältst, selbst wenn dich jemand nicht kennt. Damit werden die Konventionen zum Selbstläufer, niemand muss sie festlegen, ausformulieren und verbreiten, denn sie verbreiten sich von selbst.

Ich möchte jedenfalls von viele Fremden nicht mit "du" angesprochen werden, denn dann weiß ich nie so recht, ob der mir nicht gleich seinen Arm über meine Schulter legt und mich vollquatscht. Es gibt ja solche Menschen.

Heretic

Im Groben und Ganzen hab ich's auch lieber geduzt zu werden, da bin ich voll und ganz bei Dir!  :) Und dann kommen natürlich die Ausnahmen - wie walkabout schon schrieb ist es auch mir im geschäftlichen/dienstlichen Umfeld teils lieber gesiezt zu werden. Da kommt dann diese ebenfalls schon erwähnte Distanz auch wörtlich (nämlich verbal gesprochen) rüber. Mir fällt das immer wieder auf, wenn wir Fremdfirmen im Haus haben. Da sind immer Monteure und Ingenieure dabei. Mit den Monteuren bin ich nahezu nahtlos beim Du, weil wir dauerhaft eng zusammen arbeiten. Mit den Ingenieuren lande ich auch irgendwann beim Du, aber es dauert deutlich länger und fällt mir irgendwie auch etwas schwerer das umzusetzen, mit denen arbeite ich nicht so eng zusammen. Mußte beim Lesen über die Konvetionen in Japan grade feststellen, daß das sehr vergleichbar miteinander zu sein scheint (wenn ich's richtig interpretiert habe  ;D ). Je näher man sich ist (physisch wie psychisch) desto "Du" (dann kann man auch mal miteinander flachsen, albern und sich nicht so ernst nehmen) und je mehr man Höflichkeit und ernst genommen werden möchte desto "Sie". Naja, ist zumindest bei mir so.
Ich habe einen Kollegen, der vor diversen Jahren zu uns gekommen ist um seinen Dr. zu schreiben. Mittlerweile hat er dissertiert und ist mein stellv. Chef. Als er bei uns angefangen hat waren wir sehr schnell beim Du, weil wir eben unmittelbar (physisch) zusammen gearbeitet haben, quasi Hand in Hand. Jetzt sind wir immernoch beim Du, obwohl er mein Vorgesetzter ist. Fühlt sich irgendwie komisch und unangenehm an - gerade dann, wenn man mal an irgendwelche Punkte kommt, wo man unterschiedlicher Meinung ist oder gar irgendwelche...ich nenn sie mal "offiziellen Dinge" (Urlaub muß gestrichen werden, irgendwas ist schief gelaufen und es gibt 'n Anschiß, ...) ablaufen. Da ist das Du dann tatsächlich für mich hinderlich, die ganze Situation respektieren und in diesem Sinne ernst nehmen zu können. Mittlerweile würde ich mich mit dieser Person lieber wieder sietzen (mit "t"? Immer verwirrend, das zu schreiben... xD) - aber jemandem das Du abzusprechen und wieder das Sie zu verlangen ist aus Sicht der Umgangsformen und Konventionen dann auch wieder schon fast ein persönlicher Angriff, auch wenn es da natürlich höfliche und respektvolle Worte für gibt. Interessanterweise war das mit seinem Vorgänger genauso und doch anders. Der war ein sehr kumpelhafter Typ und hat sich auch mal für den sozialen Zusammenhalt des Personals eingesetzt, im Sommer mal ein Grillen zum Mittag organisiert und so. Irgendwann fing er dann an mich zu dutzen, aber aus Respekt bin ich immer beim Sie geblieben - fühlt sich halt doch falsch an den Vorgesetzten zu dutzen.
Bei der Bundeswehr gibt es dann auch noch dieses sonderliche "Dienst-Gedutze": "Moin Müller, wie geht's Dir?" Da wird der Nachname als Vorname genutzt, kann auch verwirrend sein.
MfG
das Leif, der Ketzer

Takeshi

Man schreibt es "siezen", ohne t ;)

Ich kenne sogar einen Fall, da arbeitet die Frau vom Chef in der gleichen Firma und die siezen sich im geschäftlichen Umfeld, um auch den ganzen Kollegen ein gewisses Maß an Seriösität zu vermitteln.

Und ich kenne jemanden, der war noch Student und ist inzwischen Professor, habe sogar Vorlesungen bei ihm gehabt. Wir sind inzwischen beim Sie. Ein Kollege von mir kennt ihn schon sehr lange und die sind noch immer beim Du. Manchmal entstehen dadurch komische Situationen.

Zitat von: Heretic am 07. März 2022, 10:25:04
... aber jemandem das Du abzusprechen und wieder das Sie zu verlangen ist aus Sicht der Umgangsformen und Konventionen dann auch wieder schon fast ein persönlicher Angriff, auch wenn es da natürlich höfliche und respektvolle Worte für gibt.

So ist es, das ist wirklich ein Problem.

Hab mal von einem ganz witzigen Gedankenexperiment gelesen. Eine Person fährt regelmäßig mit der Bahn und liest die Tageszeitung und wirfst sie danach weg. Er sieht ebenfalls regelmäßig eine fremde Person im Zug. Anstatt seine Tageszeitung nach dem Lesen wegzuwerfen, gibt er sie der fremden Person, die die Zeitung auch noch lesen kann. Das macht er für einige Wochen, bis er einestages die Zeitung in den Müll wirft, statt sie der fremden Person zu geben, wie er es vorher tat. Und plötzlich ist das wie ein Schlag ins Gesicht, obwohl er die Person noch immer nicht kennt, sich nie mit ihr unterhalten hat und es vorher genau so tat.

In beiden Fällen nimmt es fast jeder als richtig unhöflich wahr wieder zum alten Stand zurückzukehren. Aber eigentlich ist das fast überall so. Wo Distanz wieder aufgebaut wird, wird das einem richtig übel genommen und es fällt einem richtig schwer.

Zitat von: Heretic am 07. März 2022, 10:25:04
Bei der Bundeswehr gibt es dann auch noch dieses sonderliche "Dienst-Gedutze": "Moin Müller, wie geht's Dir?" Da wird der Nachname als Vorname genutzt, kann auch verwirrend sein.

Die Bundeswehr ähnelt da ein wenig der Schule oder generell zwischen Kindern und Erwachsenen. Die hierarchischen Unterschiede sind enorm, weshalb in eine Richtung "Du" und in die andere "Sie" verwendet wird. Dann gleichzeitig den Nachnamen zu verwenden kenne ich, ist aber schon irgendwie interessant.

Dragoon

Ich hab solche Situationen des Öfteren, wo ich mein gegenüber doch in ihre Schranken weisen muss.
"Du" finde ich bei Kindern in Ordnung, "Sie" sollte ab Jugendalter doch Norm gegenüber Erwachsenen sein (wobei man sich dahingehend gleich umso älter fühlt ::)) und bei Erwachsenen zu Erwachsenen darf nicht anderes sein als "Sie".
Ich erlebe es leider allzu oft mit "Kollege" "Freund" "Partner" oder gleichen Derivaten angesprochen zu werden, wo ich mein gegenüber gleich unmissverständlich und akkurat in die Schranken weisen muss.
Kommt aber, so habe ich den Eindruck gewonnen, immer auf das eigenen Erscheinungsbild an. Kleidung macht Leute heißt es nicht ohne Grund. Wenn man doch eher jugendlich gekleidet ist, wird einem gegenüber ganz anders reagiert, als wenn man legér oder business angezogen ist.
Ich bevorzuge von daher immer komplett schwarz gekleidet zu sein, so wird man am wenigsten angesprochen, da hat man die gewisse "Aura"  ;D

Takeshi

Der Trend ist schon lange, dass wir nie aus dem Jugendlichen-Alter herauswachsen. Selbst mit 40 sind wir noch genau so hipp wie mit 18. Erwachsene gucken noch immer Kinderserien, verkleiden sich als die Charaktere aus solchen Filmen und Serien, spielen noch mit Lego, zocken die gleichen Computerspiele, kleiden sich wie Jugendliche. Familie Gründen und Verantwortung übernehmen will auch keiner. Und sie sprechen eben auch noch wie Jugendliche, sie verharren bis ins hohe Alter beim "du" für Gleichaltrige oder Jüngere.
Guckt euch beispielsweise Rezo an, der wird dieses Jahr 30, könnte optisch aber auch erst 20 werden. Das ist nicht nur auf Youtube so, im Fernsehen genau so. Erwachsen werden ist einfach uncool.

walkabout

Zum Glück bin ich schon über 50, da kann ich mir die ein oder andere Attitüde leisten  ;D  ;D

Ich glaube aber auch, das sich die Gesellschaft verändert.

Anakin94

Das es als höflich gilt, Fremde oder Respektspersonen zu siezen ist mir klar.
Und cool möchte ich nicht sein.
Ich möchte das man mich so akzeptiert, wie ich bin.
Dazu möchte ich respektvoll angesprochen werden und für mich ist es das "Du".
Wenn mein Gegenüber gesiezt werden möchte, respektiere ich es und mache das.
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Takeshi

Mir ging es darum nicht nur zu erklären, dass es als höflich gilt, sondern auch hervorzuheben, wodurch das kommt und worin die Höflichkeit besteht.
Es ist quasi schon wieder unhöflich, wenn du in bestimmten Situationen auf ein "du" bestehst. Du verlangst von deinem Gegenüber die Distanz nicht einzuhalten, die ihm aber selbst wichtig ist und die von der Gesellschaft, in der er lebt, teilweise sogar erwartet wird. Du verlangst, dass er nicht nach den allgemeinen Konventionen handelt, was mit Überwindung und Anstrengung für dein Gegenüber verbunden sein kann. Wenn er dem nachkommt, ist das nett, aber man kann ihm das nicht vorwerfen. Die Standardform ist halt "sie" und nicht "du". Alles andere als das "sie" ist ein höflicher Bonus.
Um das noch einmal zu betonen, das ist kein Angriff auf dich, ich versuche es lediglich so zu erklären, dass du es vielleicht verstehst und dann eventuell sogar besser damit umgehen kannst, denn häufig kann das Verstehen von etwas auch zu Veständnis führen. Aus dem Grund steht unter Verkehrsschildern gelegentlich, warum das Schild dort steht, auch wenn die Information für den Autofahrer irrelevant ist.

Anakin94

#10
Ich habe den Eindruck, dass ich missverstanden werde.

Für mich gehört Abstand halten zur Toleranz und da ist für mich das "Du" die korrekte Form und die Form wie mein Gegenüber von mir angesprochen werden möchte.
Ich würde es hassen, wenn man mich Bro nennt oder sogar berührt.
Es hakt schon an vielen Ecken, was mir alles erschwert.
Ich halte sehr wohl den Abstand ein.
Dank Corona müssen die Menschen Abstand halten, was mir sehr entgegen kommt.
Die Hand gibt man seitdem auch nicht mehr fremden Personen.
Somit fiel das auch weg, was mir entgegen kommt.

Nur warum muss ich immer alles über mich ergehen lassen, was mir unangenehm ist?
Das ist auch ein Grund warum ich lieber, den Menschen aus dem Weg gehe.
Wenn ich schon Angst vor den ersten Worten haben muss, brauche ich ein Gespräch gar nicht erst in die Wege leiten.
Denn es treten eh genug Missverständnisse auf.
Da rede ich lieber gar nicht und möchte am liebsten nicht beachtet werden.

Die Leute verstehen mich oft nicht, wenn ich rede und wenn ich gar nicht rede, werde ich ebenso nicht verstanden.
Macht kaum einen Unterschied, nur das es mir angehmer ist.
Da lohnt es sich Gehörschutzstöpsel auch in räumlichen Umgebungen zu tragen, um das "Sie" nicht zu hören.
Es dient lediglich zum Eigenschutz.

Es gibt auch tolerante Leute, welche mich schon sofort duzen, ohne das ich ein Wort gesagt habe.
Auch die Polizei und Notärzte haben mich bisher immer geduzt.

Und Takeshi, ich habe es nicht als Angriff erfasst und meine Antwort ist auch keiner.
Ich gebe nur wieder, was ich empfinde.
Und ich weiß, dass du mir immer helfen möchtest.
Es ist nur alles so kompliziert. :-[
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Dragoon

@Anakin94

ich bin da mit Verständnis ganz bei dir  ;)

Anakin94

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walkabout

Das Problem ist doch, das die Leute ihre eigenen Ansichten, Meinungen oder was auch immer auf einen projektieren wollen.
Das dieses zu Konflikten führt, sieht man ja schön. Man lässt den anderen keinen Freiraum, akzeptiert nicht andere Einstellungen, Eigenheiten oder Meinungen. Man kann ja seinen Gegenüber auch mal zuhören. Das würde dann bei zum Beispiel introvertierten Menschen gut kommen.
Ich hab auch lieber meine Ruhe und mag erstmal prinzipiell niemanden. Liegt evtl auch daran, das man doch einiges erlebt hat.
Bei vielen komme ich dann als grummelig und mürrisch rüber. Ist halt so, das ich erstmal jeden Fremden misstraue und das Visier unten lassen.
Ist eigentlich nur eine Art von Selbstschutz

Prost

Takeshi

#14
Zitat von: Anakin94 am 12. März 2022, 09:34:53
Ich habe den Eindruck, dass ich missverstanden werde.

Nach dem, was ich in dem Beitrag lese, habe ich nicht den Eindruck dich falsch verstanden zu haben. Ich bringe vielleicht meine Punkte nicht verständlich genug rüber. Ich überlege echt, wie ich das noch anders erklären kann, ich wiederhole mich teilweise, aber ich vesuche es noch mal ... und merke schon, ich hole ganz weit aus.

Zitat von: Anakin94 am 12. März 2022, 09:34:53
Für mich gehört Abstand halten zur Toleranz und da ist für mich das "Du" die korrekte Form und die Form wie mein Gegenüber von mir angesprochen werden möchte.
Ich würde es hassen, wenn man mich Bro nennt oder sogar berührt.

Wie es für dich ist, ist erst einmal deine Sache und du kannst nur drauf hoffen, dass andere das ähnlich sehen oder sich zumindest dir den Gefallen tun sich an deine Wünsche anzupassen, erwarten kannst du es aber nicht.
Wie bereits gesagt, gibt es gesellschaftliche Konventionen, die erst einmal für alle gelten, außer zwei oder mehr Menschen können sich darauf einigen davon abzuweichen. Die Konventionen stimmen glücklicherweise bei den meisten Menschen zu einem Großteil mit ihren eigenen Vorstellungen überein, wodurch sich die meisten Menschen weder anpassen müssen, noch sich ungewünschten Situationen ausgesetzt sehen. Das Zusammenleben ist also recht harmonisch*1. Du hast das Pech, dass deine Vorstellungen stark vom Konsens abweichen. Da hilft fast nur sich von der großen Masse möglichst weit abzukoppeln und dich mit Gleichgesinnten abzugeben.

Zum Glück ist es noch unüblich sich mit "Bro" anzusprechen, deshalb musst du "nur" das Sie ertragen.

Du beschreibst deine Perspektive. Ich denke dir fällt es recht schwer dich in andere hineinzuversetzen, die anders ticken als du, zumal sie selbst selten die nötige Selbstreflexion haben. Für viele Menschen ist es Standard Fremde mit "sie" anzusprechen. Alles andere ist für sie mit Überwindung verbunden. Vermutlich nicht so viel Überwindung wie für dich, aber dennoch. Außerdem wissen die wenigsten, wie es für dich ist und selbst wenn man es ihnen erklärt, ist fraglich, ob sie es verstünden.

Ich lese das so, dass deiner Meinung die verwendete Anrede nur für den Angesprochenen eine Sache ist, nicht aber für denjenigen, der die Anrede verwendet. Du möchtest so angesprochen werden, wie du es dir vorstellst. Würdest du denn andere so ansprechen, wie sie es wünschen? Was, wenn sie mit "eure Majestät" oder "Herr und Gebieter" angesprochen werden möchten? Denen würdest du den Vogel zeigen. Du würdest ihrem Wunsch nicht nachkommen. Es ist bewusst überspitzt dargestellt.

Ich hatte heute so eine Situation, da wollte mich eine mir ziemlich fremde Person mit "du" ansprechen. Das war schon mehr eine geschlossene als eine offene Frage. Damit hat er mich in eine ziemlich missliche Lage gebracht, denn mir ist es unangenehm mit ihm per du zu sprechen, das möchte ich eigentlich nicht. Gleichzeitig ist es unhöflich das Du abzulehnen, womit es mir ebenfalls unangenehm wäre das abzulehnen. Ich habe nur zwei Möglichkeiten und beide sind mir unangenehm. Was nun? Bin ich unhöflich? ;)

Mit Toleranz hat das übrigens nichts zu tun, es ist sogar eher das Gegenteil. Toleranz leitet sich vom lateinischen Wort tolerare ab, das so viel bedeutet wie ,,tragen, ertragen, erdulden" (aushalten). Toleranz ist, wenn du es erträgst/duldest, dass jemand beim Ansprechen das Sie verwendet.

Zitat von: Anakin94 am 12. März 2022, 09:34:53
Ich halte sehr wohl den Abstand ein.

Das mag sein, dass du den Abstand physisch einhältst, aber verbal tust du es nicht, missachtest die Wünsche deines Gegenüber und verlangst gleichzeitig, dass er deine Wünsche respektiert. Nüchtern betrachtet ist es genau das, was da passiert.
Dein Gegenüber weiß nicht, was du tun wirst oder was in deinem Kopf vorgeht. Er hat dafür nur Anhaltspunkte durch Beobachtung (die mit der Zeit mehr werden) und die signalisieren teilweise eine geringe Distanz oder zumindest Widerspruch, was fast noch "gefährlicher" ist.

Zitat von: Anakin94 am 12. März 2022, 09:34:53
Dank Corona müssen die Menschen Abstand halten, was mir sehr entgegen kommt.
Die Hand gibt man seitdem auch nicht mehr fremden Personen.
Somit fiel das auch weg, was mir entgegen kommt.

Echt jetzt? Klar, die Menschen sollen abstand halten, aber ich beobachte schon lange nicht mehr, dass irgendwer mehr Abstand hält, das ist seit mindestens einem Jahr vorbei.
Ja, Hände schüttelt man weniger, das ist in der Tat so. Zumindest ist es recht leicht möglich sich dem zu verweigern.

Zitat von: Anakin94 am 12. März 2022, 09:34:53
Nur warum muss ich immer alles über mich ergehen lassen, was mir unangenehm ist?

Wie oben schon geschrieben, lässt die Aussage völlig außer Acht, was andere über sich ergehen lassen müssen, wenn sie deinen Wünschen nachkommen, auch wenn es viel weniger ist als das, was du im anderen Fall über dich ergehen lassen musst. Aber das versteht kaum einer. Es ist völlig menschliches Verhalten davon auszugehen, dass etwas für andere genau so ist wie für einen selbst, außer es gibt hinreichende Hinweise auf das Gegenteil.

Zitat von: Anakin94 am 12. März 2022, 09:34:53
Es gibt auch tolerante Leute, welche mich schon sofort duzen, ohne das ich ein Wort gesagt habe.

Ach das hat absolut nichts mit Toleranz zu tun, im Gegenteil. Für sie ist es einfach normal andere Leute zu duzen und was andere wollen, ist ihnen egal. Sonst würden sie fragen, was dir lieber wäre. Es ist nur so, dass deren Vorstellung mit deiner übereinstimmt und es zufällig passt. Zufällige Übereinstimmung in der Abweichung von der Norm ist keine Toleranz.
Meine Frau ist dagegen immer ziemlich pikiert, wenn sie in Fastfood-Restaurands ungefragt geduzt wird. Das hätte sich vor 50 Jahren auch keiner getraut. Der Kundenkreis der Fastfood-Ketten ist aber nun einmal jung und hip und in der Gruppe ist das Du häufiger als das Sie. Diese 30-jährigen Jugendlichen empfinden das Du als angenehmer, weshalb ich sogar davon ausgehe, dass den Mitarbeitern dort unter Androhung von Strafe vorgeschrieben wird, dass sie die Kunden duzen sollen.

Zitat von: Anakin94 am 12. März 2022, 09:34:53
Auch die Polizei und Notärzte haben mich bisher immer geduzt.

Das hat mehrere Gründe. Wenn die Polizei dich nicht gerade verhaften will oder dich anhält, weil du besoffen Auto fährst, dann will sie dir, genau so wie der Notarzt, helfen. Das tun sie, weil du dich in einer unangenehmen Situation befindest und eventuell verängstigt bist. Ein Du vermittelt die angesprochene Nähe, was dir ein Gefühl von Sicherheit gibt, da ein Polizist oder Notarzt (jemand mit Stärke/Macht im weitesten Sinne) an deiner Seite ist. Das ist aus psychologischer Sicht sinnvoll, wenn man eine Person beruhigen möchte. Und das wollen sie nicht nur, damit du ruhig bist, sondern im besten Fall, weil sie dir wirklich helfen wollen. Hinzu kommt, dass es in deinem Alter nicht mehr unüblich ist dich zu duzen, sie können es somit gefahrloser machen. Und zur guter Letzt haben die mit sehr sehr vielen Menschen zu tun und entwickeln ein gutes Gespür dafür, wie eine Person tickt. Anders als der Normalbürger.

Zitat von: Anakin94 am 12. März 2022, 09:34:53
Es ist nur alles so kompliziert. :-[

Das ist es! Das alles funktioniert nur, weil es bei den meisten Menschen unterbewusst funktioniert, keiner denkt darüber nach und für die meisten passt es.



*1 Wir können froh sein noch in einer Gesellschaft zu leben, in der wir keine reale Angst haben müssen entführt, niedergestochen oder niedergeschossen zu werden. Die real größte Gefahr für uns ist, dass uns das Verhalten anderer als unhöflich vorkommt, jemand mal im Weg stehst oder die falsche Musik laut hat. In Mexiko, in Teilen Afrikas und Südamerikas ist das ganz anders.
Wir haben das Glück in einer Gesellschaft zu leben, die grundsätzlich freundlich gestimmt ist, an unerwünschten Auseinandersetzungen zum eigenen Vorteil nicht interessiert ist und die so homogen ist, dass alle ungefähr die gleichen Wertevorstellungen haben, sprich alle ähnliches wollen, womit sich die meisten Personen kaum an andere anpassen müssen, weil es so schon passt. Das ist weder selbstverständlich, noch in Stein gemeißelt. Es ändert sich nämlich langsam, und dennoch ist es noch harmlos. Da müssen wir nur gerade in die Ukraine blicken.

Ganz prinzipiell ist der Mensch ein freies Wesen, das tun und lassen kann, was es will, so lange es kann. Theoretisch kann er dich nicht nur so ansprechen, wie er es möchte, er kann dir körperliche Gewalt antun, dich ausrauben, erpressen, versklaven, was auch immer. Das kann er so lange, bis jemand ihn davon abhält, das zu tun. Im Zweifel müsstest du dich selbst physisch gegen die andere Person durchsetzen, damit sie das tut, was du möchtest. Wie gesagt, zum Glück möchte das hier kaum einer und der Großteil derer, die es tun möchten, lassen es, weil sie mit dem Staat Probleme bekommen oder weil sie sich im Gefängnis befinden und nicht können. Aber im Zweifel ist es genau so, du musst dich und deine Interessen verteidigen oder darauf hoffen, dass jemand anderes das für dich tut. Das ist ein starker Kontrast zu unserem bekannten Alltag, den man sich jedoch immer wieder bewusst machen sollte.