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Begonnen von Takeshi, 19. Juli 2012, 01:10:57

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Takeshi

Ich bin auf einen Artikel in der Bild gestoßen, der meines Wissens nach vor inhaltlichen Fehlern nur so strotzt, dass mir schlecht wird, wenn ich daran denke, dass die Bildung mancher Leute auf dieser Zeitung beruht. Und da ich den Artikel so unglaublich schlecht finde, muss ich da doch glatt mal was zu schreiben, mal für die, die regelmäßig die Bild lesen und glauben, was da steht.

Es geht um den Studenten, der an der FOM das Studium in 4 statt 11 Semestern angeschlossen hat. Ich denke das hat so gut wie jeder mitbekommen. Hier geht es zum Artikel: klick

Schon über der Überschrift unter dem ersten Bild fängt es an:
Zitat von: bild.deLaut Gerichtsurteil soll Turbo-Student Marcel Pohl (22) Studiengebühren zahlen – für eine Zeit, in der er schon exmatrikuliert war
Nach meiner Information besagt der Vertrag, den der Marcel Pohl mit der FOM abgeschlossen hat, dass er für das Studium bzw. den Abschluss als Ganzes bezahlt, also einen Festbetrag, und eben NICHT pro Semester, das er an der FOM eingeschrieben ist. Demnach zahlt er gar nicht für irgendeine Zeit, die er eingeschrieben ist oder nicht, das wäre demnach also schonmal totaler Blödsinn. Es ist lediglich so, dass dieser Festpreis in Raten verteilt auf das Studium abbezahlt werden kann (und scheinbar nichteinmal muss), was den herkömmlichen Studiengebühren zwar ähnelt, aber nicht das Gleiche ist. Aber das scheinen viele nicht verstanden zu haben oder auch gar nicht zu wollen.

Zitat von: bild.deMarcel Pohl (22) war clever und richtig fleißig [...]
Das könnte man so stehen lassen, das ist Ansichtssache. Ich finde aber, clever war er nicht, wenn er ein Studium zum Festpreis macht, wenn er es in einer sehr kurzen Zeit abschließen will. Da wäre ein Studium, das pro Studienzeit kostet, cleverer gewesen. Aber vielleicht bezieht sich das ja auch nur auf das Lernen an sich.

Zitat von: bild.deDie private Hochschule für Ökonomie und Management in Dortmund (FOM) [...] verlangte aber weiter Studiengebühren [...]
Das mag inhaltlich richtig sein, ist aber mindestens irreführend. Studiengebühren bezeichnen nämlich eigentlich (zumindest nach dem Verständnis der Meisten) den Beitrag pro Semester an die FH oder Uni, was hier ja aber nicht der Fall ist, wie oben erläutert. Natürlich ist es im Prinzip eine Gebühr für das Studium, demnach "Studiengebühren", aber das hätte der Redakteur ja ruhig mal erläutern können. Aber die Information kann ich sowieso in dem ganzen Artikel nicht finden, vielleicht hat es der Redakteur selbst noch nicht gemerkt.

Zitat von: bild.deZahlen, weil man zu schnell studiert  [...]
Nein, er soll nicht zahlen, weil er zu schnell studiert, sondern weil er schlicht studiert hat. Noch immer ist das kein Beitrag auf eine Zeit gerechnet, sondern auf das Ergebnis und/oder gewisse zeitunabhängige Leistungen, die seitens der FOM erbracht wurden.
Der Satz suggeriert meiner Meinung dagegen sogar noch, dass er mehr zahlen solle, als hätte er in Regelstudienzeit studiert. Wieder völlig irreführend.

Zitat von: bild.deHeißt: Wer sein Studium an der Privat-Uni erfolgreich beendet, muss die im Ausbildungsvertrag vereinbarte Summe zahlen, auch wenn er schneller ist.
Glaube ich kaum, das kommt auf den vertrag an. Wenn jemand an einer privaten Uni studiert, die Beiträge pro Semester verlangt, wird er nach kürzerer Studienzeit nicht weiter zahlen müssen.

Zitat von: bild.deAllerdings ist es an ordentlichen Universitäten ausgeschlossen, ein Bachelor- und Masterstudium in nur zwei Jahren durchzuziehen.
Hier fehlt mir die Erläuterung, warum das nicht möglich ist. Ist das nach der Prüfungsordnung ausgeschlossen, ist da eine Mindestzeit vorgeschrieben? Oder ist es einfach nur nicht zu schaffen, weil man so gut nicht sein kann? Oder weil der Stoff da viel schwerer ist?

Zitat von: bild.deSo konnte Pohl offenbar Scheine in Fächern erlangen, die er nicht oder kaum besucht hatte.
Der Sinn eines Studiums ist es ja auch nicht eine Gewisse Zeit in Vorlesungsräumen abzusitzen, sondern etwas zu lernen und diesen Lernfortschritt in Klausuren zu belegen. Er hat scheinbar so viel gelernt, dass er dieses auch belegen konnte, daher seh ich da gar kein Problem. Er hat in der Hinsicht alles richtig gemacht. Mir scheint aber eh, dass die Redaktion das mit der Bildung noch nicht so ganz verstanden hat, wenn ich diesen Artikel so lese. Aber Wert scheint man da ja eh mehr auf Propaganda und Meinungsmache zu legen, als auf korrekte Inhalte. Aber es geht noch weiter.

Weiter unten wird noch etwas zum BAföG erklärt.
Zitat von: bild.deEs wird ausgezahlt, wenn die Eltern die Unterhaltszahlung verweigern und das Kind nicht dagegen klagt (elternunabhängiges BAföG) [...].
Also das ist mir ganz neu. Mir ist nicht bekannt, dass die Eltern sich weigern können den Unterhalt zu zahlen. Das Einkommen und Vermögen der Eltern wird angerechnet und wenn die nicht zahlen wollen, muss das Kind klagen. Wenn es das nicht tut, bekommt es kein Geld von den Eltern, aber weiterhin auch keins vom BAföG-Amt. Wenn das so einfach wäre, müssten sich ja einfach nur alle Eltern weigern, die ein so großes Einkommen/Vermögen haben, dass sie für den Unterhalt aufkommen müssten.
Ich kenne die genauen Bestimmungen nicht, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass das stimmt.

Weiter heißt es:
Zitat von: bild.deDie Leistung wird in Form eines Darlehens gewährt und muss nach Beendigung des Studiums zur Hälfte in Raten zurückgezahlt werden.
Vorher wurde allgemein von "der Ausbildung" gesprochen und nicht explizit vom Studium. Das gilt nämlich nur für das Studium, in einer anderen Ausbildung muss kein Cent zurückgezahlt werden, zumindest musste ich das während meines Fachabis nicht. Und im Studium ist der zurückzuzahlende betrag auf 10.000€ gedeckelt. Liegt die Hälfte darüber, muss nur 10.000€ zurückgezahlt werden.

Das war jetzt alles, was ich spontan gefunden habe. Wie gesagt, ich kenne die einzelnen Gesetze, Paragraphen und Bestimmungen nicht auswendig, aber meines Wissens nach ist das so, wie hier beschrieben, zumindest nach persönlichen Erfahrungen und Informationen aus seriöseren Medien.

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deswegen gibt es einen Blog der sich tagtäglich damit beschäftigt.  ;D ich reg mich so langsam nicht mehr über die Bild auf, sondern amüsier mich einfach. Selbst Post von Wagner regt mich nicht mehr auf.

Das in der Bild ne Menge Scheisse steht ist kein Geheimnis und lernt man schon als Kind, wer den Blödsinn trotzdem glaubt ist selber Schuld meiner Meinung nach.

Takeshi

Klar, das sollte eigentlich jeder wissen. Das sollte auch nur mal exemplarisch für die sein, wie noch ernsthaft in betracht ziehen, dass man da etwas glauben kann. Es gibt ja durchaus andere Bereiche, in denen man Fehler im Artikel nicht so leicht erkennen würde, weil man sich da einfach nicht auskennt. Und genau dann macht ein Artikel ja eigentlich am meisten Sinn.

grave_digga

Wenn ich mal ne Bild in die Finger kriege dann amüsiere ich mich über die Schlagzeilen und "wichtigen" Themen. Habe mir noch nie iene gekauft und werde das auch nie tun. Wenn man aber sieht wer das liest dann wunderts mich auch nicht, die wissens eben nicht besser...
<- Der da ist gerne hier. :)