Spannungsregler?

Begonnen von Hellraiser, 13. November 2018, 12:29:38

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Hellraiser

#15
Ich habe es jetzt rausgefunden was es mit J2 auf sich hat!

http://freestompboxes.org/download/file.php?id=28802&mode=view

hiert siehst du ganz rechts den R36 150K.
Da wird der 2 optput angezapft und das signal noch mit den 150K gesenkt, was wirklich enorm ist.
Deshalbt klingt er auch so dumpf da die höhen dann voll für den arsch sind.
Ich habe ihn gebrückt und jetzt ist der sound genauso laut wie bei J3.
Was mir aber noch unklar ist, für was R37 und C27 sind.
Ich frage mich ob das noch zu J2 gehört oder ob das zur gesammten schaltung gehört.


edit:
Also R37 und C27 gehören zur schaltung dazu und sind essentiell für den sound verantwortlich bzw. ohne klingt es scheisse :D
Es ist dann wirklich so simpel das vom Preamp out gerade mal das singnal mit einem 150K wiederstand abgeführt wird um es so leiser zu machen.
Diese lösung ist sowas von simpel und schäbig zugleich da dadurch enorm an klangqualität verloren geht. Etwa so als würde man ein kissen vor den lautsprecher halten.
Von einem gerät das neu mal locker knapp 300 kostet hätte ich mehr erwartet.
https://www.musik-produktiv.de/diezel-vh4-pedal.html?gclid=EAIaIQobChMIl_Pti7eB3wIVmuF3Ch3QJwZrEAQYBSABEgLPVfD_BwE

聞くは一時の恥聞かぬは末代の恥。

Takeshi

In dem Forum kann ich nichts sehen, da ich dafür angemeldet sein muss. Aber den Schaltplan habe ich ja noch.#

Du meinst R37 (100 kΩ) und C23 (2,2 nF), nehme ich an. Die hängen hinter dem R36. Zumindest in meinem Schaltplan vom "Wiesel V84" heißen die so.
Zitat von: Hellraiser am 13. November 2018, 20:02:11
http://www.uk-electronic.de/Download/Beschreibung%20Wiesel%20V84.pdf

Ich muss dich jedenfalls enttäuschen, deine Diagnose ist leider falsch. Ich erkläre es dir mal.

Die 150 kΩ allein bestimmen nicht, um wie viel es leiser wird, also kann man schlecht pauschal sagen "150 kΩ ist aber viel", auch wenn es nicht ganz falsch ist, aber dazu gleich mehr.
Der R36 ist zusammen mit R37 einen Spannungsteiler mit 100/(150+100) = 1:0,4. Deshalb ist der Ton dort leiser, da etwas weniger als halb so viel Amplitude. Es ist also die Kombination aus den 150 kΩ und den 100 kΩ. Würde man 1,5 kΩ und 1 kΩ nehmen, wäre das Ergebnis das gleiche. Jetzt kommt noch die Belastung dazu, denn an "out" wird ja sicherlich noch etwas angeschlossen. Dieser Widerstand wird parallel zu dem R37 geschaltet und ich vermute, der wird nicht ganz klein sein, zumindest im Vergleich zu R37. Wenn der Eingangswiderstand des angeschlossenen Geräts 100 kΩ ist, dann sind es zusammen nur noch 50 kΩ. Dann ist der Teiler 1:0,25. Ist der Innenwiderstand dagegen 80 kΩ, sind das parallel geschaltet 44,4 kΩ und der Teiler damit 1:0,23. Die Amplitude sinkt folglich um 8,5%. Ich weiß nun natürlich nicht, was da für Innenwiderstände üblich sind, aber ich würde da niemals mehr als 100 kΩ fest einplanen. Deshalb hätte man da in der Tat kleinere Widerstände für den Spannungsteiler verwenden sollen, aber aus einem etwas anderen Grund, den du angeführt hattest.

Wenn du ein Kissen vor einen Lautsprecher hältst, dann dämpfst du damit die hohen Frequenzen im Gegensatz zu den niedrigen Frequenzen. Ein (idealer) Spannungsteiler ist aber die optimale Schaltung, um keine Beeinflussung der Frequenz zu haben und das würde ich auch genau so machen, um das zu erreichen. Wenn du stattdessen ein IC verwendest, dann macht das letztendlich auch nur das, und eventuell etwas mehr, was dann den Frequenzgang wirklich negativ beeinträchtigen könnte. Also das ist schon sauber gemacht. Um die Abhängigkeit vom Eingangswiderstand der Last nicht zu haben, hätte man aber noch einen Impedanzwandler hinterherschalten können, eventuell mit 1 kΩ in Reihe oder so.

Warum verändert sich jetzt der Frequenzgang, wenn du R36 überbrückst? Nun, R36 und C23 bilden zusammen einen RC-Tiefpass. Die 3dB-Grenzfrequenz liegt bei 1/(2πRC). Bei 150 kΩ und 2,2 nF wären das 582 Hz. Jetzt ist es aber so, dass da noch ein Widerstand parallel zu R37 liegt. Im sogenannten Kleinsignalersatzschaltbild ist der parallel zu R36 zu betrachten, heißt R ist für die Berechnung nicht 150 kΩ, sondern 60 kΩ. Warum das so ist, erkläre ich jetzt nicht, das führt zu weit. Setzt man das ein, kommen 1,2 kHz raus. Das heißt so grob gesagt alles über 1,2 kHz wird gedämpft., mit zunehmender Frequenz stärker. Da der Innenwiderstand der Last noch eine Rolle spielt, könnte es auch eine etwas höhere Frequenz sein, also mit 1,5 bis 2,5 kHz würde ich jetzt rechnen. Das ist eine bewusst eingebaute Funktion, dass höhere Frequenzen kaum noch zu hören sind. Wenn du das nicht haben willst, dann lötest du C23 raus, oder wie er bei dir heißt, C27. Auf jeden Fall den Kondensator parallel zu R37. Wenn dir der Ton zu leise ist, dann erhöhst du R37 oder verringerst R36. Ich würde eher R36 verringern, aus oben genanntem Grund.

Wenn das Teil 290 € kostet, dann sollte ich schleunigst anfangen so was zu bauen! Wenn man davon 10 Stück aufbaut, dann kostet eine unbestückte Platine aus deutscher Herstellung vielleicht 20 €, wenn überhaupt. Die Bauteile liegen bei maximal 10 €, das ist alles das Billigste, was man so bekommen kann. Du wirst keinen nennenswert günstigeren Operationsverstärker auf dem Markt finden. Bei Reichelt kostet einer um die 25 Cent. 3 Stück braucht man, es sind immer zwei in einem Gehäuse. Die Ladungspumpe und der Linearregler kosten zusammen wahrscheinlich mehr als der Rest, die Widerstände und Kondensatoren gibt es für 5 Cent das Stück, eher günstiger. Die Elkos etwas teurer, aber auch keine ganzen Euros. Nun bau davon mal 50 und der Stückpreis halbiert sich mindestens. Dann ist eine bestückte Platine mit der Schaltung für 10 € sicherlich herstellbar. Entwicklungskosten sind für die Platine nicht hoch, das ist alles kein Hexenwerk, Größtenteils Grundschaltungen, die ich schon vor meinem Studium in der Ausbildung gelernt hab (RC-Filter und Operationsverstärker-Grundschaltungen). Das Gehäuse und die ganzen Potis und Schalter sind dagegen teurer, aber auch für unter 30 € bei der Stückzahl zu erreichen. Ein chinesischer Hersteller würde das alles wohl für 5 € verkaufen können. Das kann man auch nicht mehr mit "Made in ..." rechtfertigen.

Das Ding demonstriert super, wie im Audio-Bereich die Leute reihenweise über den Tisch gezogen werden. Es hat eh kaum einer den technischen Sachverstand, um irgendwelche Aussagen zu prüfen. Da wird dann teilweise damit geworben, dass es mit bedrahteten Bauteilen aufgebaut ist, wodurch der Klang besser wäre, obwohl das Gegenteil der Fall ist, wenn es überhaupt einen hörbaren Unterschied gibt. Dann wird in dem Markt sowieso unfassbar viel mit Psychologie gearbeitet. Da werden Unterschiede herbeigeredet, die man nur hören kann, wenn man weiß, dass es einen Unterschied zu hören gibt. Oehlbach hat das Potential meiner Meinung nach früh erkannt.
Ich denke da spielt auch der Wunsch mit selbst etwas "Besonderes" zu sein und als "Auserwählter der Szene" etwas hören zu können, was andere nicht können. Bisschen wie bei Weinkennern, die in der Blindverkostung dann den Aldi-Wein dem 100-€-Wein vorziehen. Dazu kommt der Wunsch das akustische Erlebins noch ein kleines Stück zu verbessern können, obwohl das eigene Gehör hier schon längst Grenzen setzt, es also besser geht, aber es biologisch einfach nicht feststellbar ist. Und dann können "Auserwählte der Szene" solche günstig produzierte Elektronik für fast 300 € irgendwelchen Leuten andrehen.

Ich werde so was wohl leider nur deshalb nicht für unter 100 € verkaufen können, weil ich einfach nie verstehen werde, wie die Leite ticken, die so was haben wollen und damit, was so ein Gerät überhaupt leisten soll. Wenn ich das wüsste, wäre das in einer Woche locker entwickelt.

Hellraiser

Hi,

vielen Dank für die ausführliche erklärung ;)
hier ist das Bild nochmal

https://imgur.com/FIkoj1X


Da siehst du auch die Ausgänge genau und B1 ist der " leise" ausgang.
Dieser sitzt hinter dem R36,R37 und C26 wobei der laute ausgang davor sitzt  (TO_PWR).
In welchem verhältnis stehen die dann zueinander?
Bzw. was bewirken der spannungsteiler und der kondensator bei dem lauten ausgang?
Bei B1 habe ich das so von dir verstanden, dass eben die Frequenzen über 1,2kHz gedämpft werden (kissen)
聞くは一時の恥聞かぬは末代の恥。

Takeshi

Das ist ja die gleiche Schaltung, zumindest an dieser Stelle.

Auch in dem Schaltplan sind es R36, R37 und C23. C26 hängt an der Ladungspumpe IC4.

Vor dem R36 sitzt ein Poti, dessen Zweck mir gerade nicht ganz klar ist. Das sieht so aus, als wären Pin 2 und 3 am Symbol vertauscht. Wenn die vertauscht sind, dann passt die Beschreibung "Volume" nämlich auch. Dann wäre es wieder ein einfacher Spannungsteiler, die Belastung wäre dafür auch sinnvoll (Faktor >10). Wenn man es so verschaltet, hat es eine ähnliche Wirkung. Dreht man den Kontakt zu Pin 1, dann ist das Signal kurzgeschlossen. Dreht man es zu Pin 3, dann ist der Lastwiderstand maximal und man hat den 10 kΩ parallel zu 250 kΩ geschaltet. Im Prinzip wirkt die Schaltung dahinter nie nennenswert, sondern man hat damit einen Spannungsteiler aus R34 (110 Ω) und dem unteren Teil des Potis, also 0 bis 10 kΩ. Ich denke da wurde ein logarithmisches Poti eingesetzt, da das Ohr ja logarithmisch reagiert. Aber der Effekt geht durch die Spannungsteilerregel mit dem "externen" Widerstand voll verloren, würde ich sagen. Schon sehr komisch die Beschaltung. Eventuell hat man sich was dabei gedacht und ich verstehe es gerade noch - oder eben nicht und da hat nur jemand geschlafen.

Das heißt am Knoten, wo TO_PWR abgegriffen wird, ist ein über einen Spannungsteiler beeinflusstes Signal, das lediglich in der Amplitude variiert. Die Schaltung danach habe ich ja eben erklärt. Das ist eine Kombination aus einem Spannungsteiler zur Reduzierung der Amplitude, der bei allen Frequenzen gleichermaßen greift, zusammen mit einem RC-Tiefpassfilter, der eben höhere Frequenzen herausfiltert. In Kombination hast du dann eine Reduzierung der Amplitude generell und ganz besonders bei Frequenzen über 1,2 kHz. Warum ich die Frequenzen herausfiltern wollen sollte, wenn nicht gerade, um damit auf einen Tief- oder Mitteltöner zu gehen, weiß ich allerdings auch nicht.