Elektrik Bauteile und Unterschiede

Begonnen von Hellraiser, 03. September 2017, 12:57:10

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Hellraiser

Also ich möchte den Distortion clone mal bauen.
er ist einfach und benötigt nicht viele teile.
Was meinst du dann sollte ich für teile nutzen?
聞くは一時の恥聞かぬは末代の恥。

Takeshi

Zitat von: RalleBert am 14. September 2017, 13:17:56
Naja, um echt nur "mal eben" ca. 10- max. 20 Bauteile zum Test aufzubauen würde noch ein Steckboard gehen. Aber ebenfalls nur bei bedrahteten Bauteilen, und u.U. fehleranfälling.

Das ist in der Tat auch eine Lösung. Kommt drauf an wie mechanisch robust es sein muss. Manchmal würde mir das zu schnell auseinanderfallen. Ich persönlich hab da zu wenig Bedarf in der Richtung. Entweder die Schaltungen sind viel komplizierter, oder die sind einfach, müssen aber lange halten.

In diesem konkreten Fall ist eine Streifenrasterplatine übrigens eh nicht so klug, weil sich die Leiterbahnführung auf das Signal auswirken kann, vorallem bei höheren Frequenzen. Und die Leiterbahnführung ist bei solchen Platinen fast immer schlecht. Für diedrige Frequenzen total egal, aber hier geht es ja darum, dass Menschen die feinsten Dinge raushören. Und mein Ausbilder hatte mal einen Fall, da machte ein Steckboard bei einigen kHz schon Probleme gemacht, er musste es auf eine "richtige" Platine setzen.

Zitat von: Hellraiser am 14. September 2017, 16:36:20
er ist einfach und benötigt nicht viele teile.
Was meinst du dann sollte ich für teile nutzen?

Einen anderen Operationsverstärker müsste ich erst raussuchen. Wo bestellst du denn deine Bauteile? Reichelt?

Hab die Schaltung wie angekündigt einmal simuliert. Die Schaltung siehst du auch noch einmal als Bild im Anhang.
(mal sehen, ob einfügen auch geht)



V1 ist die Batterie, V2 ist dein Eingangssignal. Da hab ich jetzt einen Sinus mit 1 kH und 1 V Spitze-Spitze genommen.
C4 koppelt das Signal wechselspannungsmäßig ein und blockt den Gleichanteil auf dem Signal. R1 und R2 teilen die Batteriespannung auf genau die Hälfte (also 4,5 V), C1 stabilisiert die Spannung noch mal. Über den R3 wird diese Spannung hochohmig mit dem Eingangssignal verbunden, wodurch der Gleichanteil des Signals auf die 4,5 V angehoben wird. Das macht man deshalb, weil der Oberationsverstärker mit 0 V und 9 V versorgt wird und nur Signale zwischen ca. 1 V und 8 V verarbeiten kann.
Der Operationsverstärker (hier ein idealer OP ausgewählt) stellt mit dem Widerstand R4 und R6 einen nicht-invertierenden Verstärker (eine Grundschaltung, noch leicht zu verstehen) dar. R5 sorgt dafür, dass man den Widerstand, der durch R6 eingestellt wird, nicht auf 0 gedreht werden kann, sondern eben nur zwischen 47 kΩ und 1 MΩ. Mit den Widerständen kann man die Verstärkung der Schaltung einstellen. Ohne C2 würde sich die Eingangsspannung auf 0 V beziehen, durch den Kondensator bleibt der Gleichanteil aber bei 4,5 V. Den gleichen Effekt hätte man aber auch ohne Kondensator C2, wenn man das Poti nicht auf Masse, sondern auf die 4,5 V von dem Kondensator C1 beziehen würde.
C3 koppelt das Signal wieder wechselspannungsmäßig aus, blockt also die Gleichspannung. R7 begrenzt den Strom für die nachfolgenden beiden Dioden D1 und D2, die wie gesagt die Spannung begrenzen. Damit keine Missverständnisse entstehen: Alles über 0,5 V wird abgeschnitten. Was das bringt kommt am Ende.
Über das Poti, das hier als R9 und R10 aufgebaut ist, wird das Signal ausgegeben. Mit Verstellen des Potis kann man auswählen, wie groß die Amplitude letztendlich sein soll.

So, was bringt die ganze Schaltung jetzt?
Zunächst erst mal, die Schaltung ist weitgehend frequenzunabhängig, zumindest für den hörbaren interessanten Bereich. Hab es von 200 Hz bis 10 kHz mal getestet.
Über das Poti R6 wird wie gesagt die Verstärkung eingestellt. Wird der Sinus nun sehr hoch verstärkt und nachher alles über einem kleinen Pegel abgeschnitten, wird aus dem Sinus ein Rechteck. Dreht man die Verstärkung runter, dann wird nur wenig abgeschnitten, das Signal bleibt also nahezu unverändert.

Ich dachte erst C2 hätte noch einen Einfluss auf das frequenzabhängige Verhalten, daher noch mal simulieren, aber war dann doch nicht so.

Wenn du das gern simulieren möchtest, installiere dir LTSpice (auf linear.com, rechts der Link "Download LTspice for Windows 7, 8 and 10"). Dann öffnest du damit die Datei aus der ZIP. Über das laufende Männchen in der Menüleiste startest du die Simulation. Klicke dann auf irgendwelche Leiterbahnen (eine rote Messspitze wird dir angezeigt), um die Spannung an der Stelle angezeigt zu bekommen. Klicke 2 mal auf die gleiche Spannung, um nur diese angezeigt zu bekommen.
Mit einem Rechtsklick auf V2 kannst du die Frequenz ändern. mit Rechtsklick auf R6 den eingestellten Wert des "Potis".
Mit Klick auf den Text ".trans 0 ..." änderst du die Zeit, die dir simuliert wird. Bei hohen Frequenzen brauchst du kleinere Zeiträume, für kleinere Frequenzen größere Zeiträume. Das wirst du aber auch sehen. Ich lasse die Schaltung immer einige Zeit laufen, damit sich die Schaltung "einschwingt, deshalb erst ab 90 ms angefangen.

Hellraiser

da hast du dir sehr viel mühe gemacht :)
Ich habe mir das kurz durchgelesen und nix kapiert.
Werde mir das am we mal genauer anschauen.
Alels was ich weis ist das mit einem Poti wird die lautstärke des signals erhöht
und mit dem anderen Poti der verzerrungsgrad des signals :D

Die 3 band klang regelung fehlt und das macht es für mich interesannt,
da es den eigentlichen klang nicht ändert und das Pedal wird schon seit den 70ern so gebaut.
聞くは一時の恥聞かぬは末代の恥。

Takeshi

Oh, war das doch noch zu kompliziert? Schade ... einen Versuch war es wert :)

Das Poti mit 1 MΩ verstellt die Verzerrung, das 10-kΩ-Poti die Lautstärke.

Kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das schon so lange gebaut wird. Das ist wie gesagt größtenteils eine Grundschaltung. Und wie ich gerade sehe, scheint der LM741 sogar einer der ersten Operationsverstärker zu sein, wird bei Wikipedia sogar als Basis für den inneren Aufbau genommen. Wird gebaut seit 1968 ;D
Ich denke die ganze Platine kann man für unter 5 € industriell fertigen lassen (!), wenn man nur 100 Stück produziert. Also wenn das Zeug beliebt ist und da jemand bereit ist Geld für auszugeben, wäre hier ein kleiner Nebenverdienst :P

Hellraiser

Zitat von: Takeshi am 15. September 2017, 00:10:44
Kann ich mir sehr gut vorstellen, dass das schon so lange gebaut wird....Und wie ich gerade sehe,
scheint der LM741 sogar einer der ersten Operationsverstärker zu sein...

Der MXR Distortion + war damals einer der ersten guten verzerrer der den sound brachte was angesagt war

Links auf dem Bild die aktuelle version und rechts der damalige " originale "
Es gibt von solch beliebten geräten mit einer gewissen historie
auch immer mal eine neuauflage die dann so original getreu wie möglich ist.
Wobei da auch immer geldmacherei hinter steckt.


Und bei den nachbauten und den ganzen plänen im netzt geht es immer die geräte so originalgetreu wie möglich zu kopieren.
Deshalb auch die Billigen, alten oder schlechten Bauteile ;)

Wobei es auch aufwendigere geräte mit Modernen ( beseren) bauteilen gibt.
So wie der hier
http://3.bp.blogspot.com/-jqVJQ33EEI8/U8gr16kmbOI/AAAAAAAAIPY/I0WWqLutRSM/s1600/Okko+Dominator.png
Ich habe aber den Distortion + ausgewählt, da er einfach zu bauen ist
und auch Retro, genau wie ich :D

Zitat von: Takeshi am 15. September 2017, 00:10:44
Also wenn das Zeug beliebt ist und da jemand bereit ist Geld für auszugeben, wäre hier ein kleiner Nebenverdienst :P

Die kleinen Pedale sind durchaus ein extremer markt, wobei es sich aber nicht lohnt solche kopien zu vertreiben.
Dafür gibt es schon billig hersteller die so etwas für 30€ anbieten.
Das einzige was sich dann wieder lohnt sind richtige boutique geräte, egal ob kleine Pedale oder ganze Röhrenverstärker.
Handverdrahtet ist immer sehr beliebt und hat charme.
So schaut das dann aus.



Und bei einem amp in echt

聞くは一時の恥聞かぬは末代の恥。

Takeshi

#20
Es ist ja okay, wenn man versucht ein bestehendes und funktionierendes Gerät möglichst originalgetreu weiterzubauen. Das macht bei komplexen Geräten Sinn, aber a) ist das eine sehr simple Elektronik und b) würde das vielleicht den Schaltplan betreffen, teilweise auch einzelne Bausteine, aber bei solch einem Operationsverstärker ist das schlicht Quatsch. Damit gewinnt man gar nichts, nicht bei einer solchen Anwendung. Wenn es um zig MHz geht, um Genauigkeit, aber es geht um beides nicht. Wie ich anfangs sagte ist es aber auch wahrscheinlich gar kein Problem, wahrscheinlich reicht das. Wir reden um Signale unter 20 kHz, der macht 200 kHz noch ohne Mucken. Ich fand es nur lustig, dass man so tut, als müsste das Bauteil nach harten Kriterien ausgewählt werden, nimmt dann aber den billigste Ramsch. Dabei tut es hier billiger Ramsch und dabei kann man es guten Gewissens lassen.

Dass es im Fokus steht das möglichst genau nachzubauen zeigt das mangelnde Verständnis um die Elektronik. Wenn man es nicht versteht, immitiert man möglichst genau das, was funktioniert.

Handverdrahtet? Das ist hoch angesehen? Erstens erfordert es keine besonderen Fertigkeiten, zweitens ist es technisch eher ein Nachteil als ein Vorteil. Der Aufbau ist ein Graus und wenn es mir auf Signalqualität ankäme, würde ich erst recht anders machen. Wenn es einem um Charme und Retro geht und einem das gefällt, ist das natürlich die Wahl. Das zeigt aber nur wieder, wie technikfern diese Szene ist.

Ich denke so aufgebaut wird es aber auch deshalb, weil der Großteil der Leute es nicht in SMD bestücken kann und es denen wichtig ist etwas selbst zu machen. Wenn jemand Skulpturen schnitzen will (und nicht primär irgendwo stehen haben will), dann bringt es einem ja auch nichts fertige Skulpturen zu kaufen.

Hellraiser

Zitat von: Takeshi am 17. September 2017, 14:25:04
Handverdrahtet? Das ist hoch angesehen? Erstens erfordert es keine besonderen Fertigkeiten, zweitens ist es technisch eher ein Nachteil als ein Vorteil...

Ja Handverdrahtet Kostet auch sehr viel Geld :D
Da gibt es den begriff "Vintage" worauf sehr viele abfahren und das so wünschen.
Es ist dann dort auch erwünscht das sich eben ein egrät genauso so verhällt wie zu der damaligen zeit.
Wenn ich schon sehe was alleine für Pickups ausgegeben wird, also eine spule mit nem magneten.

Den leuten gefällt es das diese geräte gewisse "fehler" haben und nicht so perfekt sind.
Ich selbst habe 2 Preamps aus den 90ern und finde sie geil :D
聞くは一時の恥聞かぬは末代の恥。

Takeshi

Zitat von: Hellraiser am 17. September 2017, 14:39:54
Zitat von: Takeshi am 17. September 2017, 14:25:04
Handverdrahtet? Das ist hoch angesehen? Erstens erfordert es keine besonderen Fertigkeiten, zweitens ist es technisch eher ein Nachteil als ein Vorteil...

Ja Handverdrahtet Kostet auch sehr viel Geld :D

Stimmt, das Apple-Argument ;D
Teilweise wird da vermutlich aber auch die Logik umgedreht, dass Qualität ihren Preis hat, also alles, was einen Preis hat, auch Qualität haben müsste.

Na ja, wenn der Anspruch ist, dass es nicht zwingend gut ist, ist das ja in Ordnung, auch wenn ich das nicht nachvollziehen kann. Vorallem wenn man sich andererseits hinstellt und an sinnlosen Baustellen versucht etwas zu optimieren, wie mit den OPs und den Dioden.

Hellraiser

Mir ist es bei dem teil ehrlich gesagt egal, muss nicht originalgetreu mit den "alten" bauteilen sein.
Ich brauch das Teil zum anheizen und mehr nicht.
Was schlägst du also vor was ich für Teile nutzen sollte?
聞くは一時の恥聞かぬは末代の恥。

Takeshi

Ich hatte ja schon gefragt, wo du bestellst, aber bisher keine Antwort bekommen, oder übersehen. Bringt ja nichts, wenn ich dir ein Teil raussuche, das du bei deinem Händler nicht bekommst.

Hellraiser

Oh....hatte ich irgendwie nicht wahrgenommen.
Also ich habe keinen festen Händler. Kleinigkeiten wie die widerstande
kann ich bei einem elektro Händler hier kaufen. Nur sowas wie verschiedene ic hat er denke ich nicht.
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Takeshi

Das war jetzt gar nicht so einfach sich da umzusehen, weil man die Suche bei Reichelt und Conrad echt in die Tonne treten kann. Hab jetzt bei Farnell gesucht, aber auch nicht so viel. Bin auf den MC33078 bzw. MC33079 gestoßen. Das ist auch so ne Art Standardbaustein, kostet bei Farnell ein bisschen was, bei Reichelt ist der aber fast geschenkt. Der Input-Offset ist viel kleiner (typisch 0,15 statt 1 mV), vereinfacht ausgedrückt die "maximale Frequenz" größer (16 MHz statt 1,5 MHz), das Rauschen ist bei dem LM741 nicht mal angegeben (beim MC2207x 4,5 nV/√Hz). Der kann mit bis zu 36 V betrieben werden, passt also auch.
Bei dem musst du nur aufpasen, das ist einer mit zwei Operationsverstärkern im Gehäuse, der ist nicht pinkompatibel. Allerdings ist die Variante mit 2 OPs drin der Standard. Wenn du das darauf umbaust, dann bist du eh viel flexibler.

Der TLE2141AIP ist auch nicht schlecht, hat einen höheren Spannungsanstieg, ist aber nur bei Conrad zu bekommen, nicht bei Reichelt. Der wäre sogar pinkompatibel.

Hellraiser

Also dann denke ich doch mal das der TLE2141AIP wohl die einfachste und doch eine gute wahl wäre ?
聞くは一時の恥聞かぬは末代の恥。

Takeshi

Wäre erst mal die einfachere Wahl, ja. Und besser ist der auch, genau. Der kostet etwas mehr, aber geht noch.